Samstag, 30. Mai 2009

Bye Bye, Australia


Hier war heute zeitweise heftiges Novemberwetter, aber zum Glück war es doch ein bisschen wärmer als bei uns gewöhnlich im November. Immerhin hatte ich alle meine Jacken angezogen. Wenn es regnete = schüttete, bin ich in den Explorer-Bus (Stadtrunde) gesprungen (das hat natürlich nicht ganz so glatt geklappt, ich bin noch nass genug geworden), wenn die Sonne wieder schien, lockten mich einige Stadtviertel, die ich noch nicht kannte, Kings Cross und Wooloomooloo, beides sehr aktuelle Viertel: viel Schickimicki, viel Nobles und Teures, aber auch einfach ganz Normales und Schönes wie der kleine Markt in Kings Cross. Der große Wharf-Hotel- und Shoppingkomplex in Wooloomooloo (was soviel wie „Wallabies und Kängurus“ bedeutet) sieht gar nicht so exklusiv aus, wie er wirklich ist. Besonders Filmschauspieler würden von ihm besonders angezogen, sagt man hier. Dann gings weiter hinaus Richtung Küste, wobei es wieder einmal furchtbar schüttete, so dass ich schon kaum mehr damit rechnete, am Bondi (gesprochen Bondai) Beach aussteigen zu können. Aber siehe da, ein größeres Wolkenloch machte sogar einen wunderschönen 45 Minuten Spaziergang den Klippen entlang bis zur nächsten Bucht an den Bronte Beach möglich. Eine tolle Brandung gab es heute, die vielen Surfer, die draußen waren, schienen begeistert. Dann regnete es wieder, der Bus kam und brachte mich zurück nach Downtown. Im Maritim Museum am Darling Harbour habe ich mir noch die aktuelle Darwin Ausstellung angesehen, recht interessant und sehr gut gemacht. Immerhin ist Darwin mit der Beagle auch im damaligen Hafen von Sydney gewesen.

Meine Schuhe, die bei den vielen Klettertouren in den Gorges Erstaunliches mit gemacht haben, sind hier allerdings dem Regen zum Opfer gefallen; die Sohle hat sich gelöst. Da ich sie ohnehin nach Australien als abgängig auf der Liste hatte, habe ich mir hier neue gekauft und die alten Treter entsorgt. Sie haben also gerade lange genug gehalten. Denn morgen ist die Australienreise für mich beendet; ich habe zwar noch den Tag über in Sydney Zeit, aber abends geht es dann los von Sydney direkt nach Honolulu, 9 Stunden Flug, 4 Stunden Zeitverschiebung und eine Datums-Rückstellung: Ich fliege Sonntag Abend ab und komme am Sonntag Morgen auf Hawaii an. Dann werde ich mit der Zeit genau 12 Stunden gegenüber MESZ zurück sein. Die Datumsgrenze ist schon komisch! Aber ich sehne mich auch schon sehr nach Hawaii und der Wärme dort; der Spätherbst in Sydney ist nicht das Wahre...

Freitag, 29. Mai 2009

Hoch in den Blauen Bergen


Das war ein Tag! Morgens in Sydney kalt, aber recht sonnig. Dann gings ab in die Blue Mountains mit einer kleinen Gruppe, in einem kleinen, aber komfortablen Bus. Es wurde mit zunehmender Höhe (bis auf ca. 700 m) immer trüber, kälter und regnerisch. Der erste Stopp war sehr unfreundlich vom Wetter, von der Aussicht aber fantastisch: Anvil Rock, Wahnsinn. Dann, als wir uns dem Höhepunkt des Tages näherten, dem Bergort Katoomba und der „Scenic World“ im Jamison Valley, da hellte es auf und die Sonne kam sogar durch. Wenn nur nicht solch ein kalter Südost-Wind gewesen wäre; ich hatte an Jacken alles an, was ich mit habe! Egal, es war wunderschön, die Blue Mountains sind bezaubernd und absolut sehenswert, Die Gruppe war sehr nett und sehr gemischt, der Guide (David) wieder mal ein Unikum und total gut. Wir hatten an allen sehenswerten Punkten viel Zeit, und ich konnte viele Wege gehen, um die Gegend ein wenig zu erkunden. Dazwischen traf man sich, plauderte, hatte einen üppigen Lunch, - eine rundrum gute Sache mit vielen sehr interessanten Informationen über die Geschichte und touristische Erschließung dieser Gegend (die Blue Mountains waren im vergangenen Jahrhundert DIE Ferienregion der Australier!), die es so nicht bei Wikipedia zu lesen gibt. Auf dem Rückweg gab es dann noch eine River Cruise zurück nach Sydney, Darling Harbour, super. Leider begann es dann wieder zu regnen, und zwar heftig, und kalt war es den ganzen Tag über sowieso... Wir haben uns in der Gruppe dann sehr nett von einander verabschiedet, auch nicht selbstverständlich.

Zum Glück bekam ich in „meinem“ Restaurant an der Cockle Bay noch einen guten Tisch (vorne, warm und trocken = exklusiv) und konnte so beim Dinner dem Freitag abendlichen Feuerwerk in Darling Harbour zuschauen, wow, das war wirklich abwechslungsreich und gut gemacht. Dann setzte etwas ein, für das ich nur das Wort „Wolkenbruch“ kenne. Ich wollte noch fragen, wie man so etwas im Englischen nennt: Sydney-Wetter?! Der hielt an, keine Chance, trocken nach Hause zu kommen. Die Hosen sind inzwischen aufgehängt, und eine heiße Dusche macht alles wieder gut. Trotz allem war es ein wunderschöner Tag und ein toller Abend, voller neuer Erfahrungen!

Ein neues Laster habe ich mir angewöhnt, und das muss ich baldigst wieder abstellen: Ich bin auf den Geschmack von Austern gekommen, möglichst „natur“, die esse ich seit Darwin jeden Abend als Vorspeise, ein halbes Dutzend – es gibt nichts Köstlicheres aus dem Meer! Sage noch einer, Austern schmeckten nach nichts! Es kommt doch ebenso auf das sammetweiche Gefühl dieser Muschel im Munde an, auf den leicht salzigen Geschmack bei Zergehenlassen, auf den Schluck „sparkling wine“ (=Sekt) nach jeder Auster, der einfach dazu gehört... Jetzt haltet ihr mich für übergeschnappt. Ich sagte ja schon: Es ist ein zu bekämpfendes Laster, aber ein sehr schönes... :-)

Sydney muss ich etwas Abbitte leisten; mein erster Eindruck war doch ein bisschen verkehrt, hörte ich heute. Es wurde mir aufgezählt, was in den letzten Jahren alles neu gebaut und verändert wurde. Sydney ist wohl einfach zu groß, um das alles auf einen Blick zu sehen und zu merken wie in Melbourne, obwohl dort gabs mehr Baukräne, das bleibt wahr. Hier gegenüber dem Ibis-Hotel ist der „World Square“ eine völlig neue Mall mit vielen Ebenen, nettem Innenhof, vielen Boutiquen, Bistros usw. Aber es ist halt nur eine weitere Mall in der Stadt. Darum herum tobt das Leben, besonders der jugendlichen Asiaten, mit Kinos, Kneipen, Pubs, Backpacker Hotels, internationalen Restaurants und Bars, hier ist wirklich am Abend einiges los. Aber so ist halt Großstadt. Sydneys Reiz machte eigentlich noch etwas anderes aus. Was das heute ist, das habe ich noch nicht genau heraus gefunden.

Donnerstag, 28. Mai 2009

Sydney rennt


Heute hatte ich wirklich Glück: Es war wunderschönes Herbstwetter mit viel Sonne und schönen Wolken, die den Himmel und damit auch die Fotos belebten. Sydney habe ich mir heute erlaufen, denn ich bin einfach von Punkt zu Punkt immer weiter gegangen und habe die Benutzung des sehr praktischen „Sydney Exlorers“ (Hop in – hop off - Bus) immer weiter raus geschoben, bis es sich von der Tageszeit her nicht mehr lohnte. Er fährt eine große Schleife, und das meiste davon habe ich heute schon gesehen. Die Explorer-Busse (es gibt einen weiteren zu den Stränden) werde ich dann am Samstag nutzen.

Sydney hat sich längst nicht so sehr verändert, wie ich es von Melbourne her erwartet hatte. Eigentlich hat sich in der Stadt selbst gar nichts verändert: Die Häuser und großen Hotels sind halt etwas angegraut mit der Zeit. Es mag den einen oder anderen neuen Büroturm geben, aber auch nicht so, dass es auffiele. Am Darling Harbour hat sich am meisten getan und tut sich noch, das schrieb ich ja schon. Wooloomooloo ist das neue hippe Viertel, das ich mir noch näher ansehen werde; vorbei gegangen bin ich da heute schon. Da soll es die derzeit besten = angesagtesten Boutiquen und Restaurants geben. Wenn ich also Matt Damon oder Keanu Reaves treffen will, muss ich wohl dorthin. Sydney ist vor allem die Stadt des Medien-Business geworden; die wichtigste Finanz- und Wirtschaftsmetropole Australiens war es immer schon. Aber für den Normal-Touristen hat sich nicht so viel geändert: Die Harbour Bridge steht immer noch und das Opernhaus ebenfalls. Das sind die beiden imposantesten Bauwerke von Sydney, sozusagen die entscheidenden „landmarks“. Auch sie stauben allerdings etwas an, sind aber immer noch wunderschön.

Sydney ist sehr voll, hektisch (von wegen 'no worry'!) und betriebsam. Morgens scheint man hier im CBD (Central Business District) nur in den Schnell-Cafes zu frühstücken, da ist jedenfalls vor 8 Uhr Hochbetrieb für Kaffee mit fettem Süßkram. Dann, zur Mittagszeit, überfällt die „Sidnier“ wohl das schlechte Gewissen, denn dann gerät die Stadt in Bewegung, in eine wahre Volksbewegung: Joggen vom Opernhaus zum Macquarie's Point und zurück, dabei noch möglichst viele Stufen mitnehmen. Alles läuft und wetzt, keucht und röchelt, alt und jung, dick und dünn, schön und hässlich; als Fußgänger ist man ab 12 Uhr auf der Uferpromenade ein störender Exot! So war es heute jedenfalls bei schönem Wetter. Wenn man allerdings bedenkt, dass die Sydnier hier im Winter zu Büroschluss auch die Dunkelheit haben, versteht man es vielleicht: Wann sonst als zum Lunch sollen sie joggen? Und wozu haben sie denn sonst all die herrlichen Parks (wirklich!) entlang der Küste, direkt in der City? Sydney ist nämlich auch eine sehr grüne Stadt, das habe ich neu entdeckt.

Morgen sehe ich allerdings blau: in den Blue Mountains, wenn das Wetter wieder einigermaßen mitspielt. Heute war es eben echtes Fotowetter, seht selbst!

Mittwoch, 27. Mai 2009

Juchhu - Sidni!

Heute gings in Darwin früh und völlig unspektakulär los: vor 6 Uhr aufstehen, schnell ein quick breakfast, dann noch im Dunkeln zum Airport, Auto abstellen, Schlüssel abgeben, einchecken. Um 7:45 sass ich dann im Flieger nach Sydney. Das war sie also gewesen, die große Westaustralienfahrt! Im Flugzeug weiter gedämmert, Schlaf nachgeholt, es gab sowieso null Service. Wohl ein Billigflieger im Auftrag von Qantas: Jetstar. Da kostete tatsächlich beinahe das Klo extra Geld. Mittags nach gut 4 Stunden Flugzeit (schnell war er, das muss man ihm lassen, hat den Flugplan locker unterboten) dann in Sydney gelandet, jetzt also mit +8 Stunden gegenüber MESZ. Das bedeutet hier leider auch, dass es wieder sehr früh dunkel wird, ab 5 Uhr nachmittags wird es duster, dafür aber früh wieder hell. Die Uhr- und Tageszeiten sind hier in Australien während des Winters tatsächlich etwas sehr merkwürdig und, was die Zeitzonen betrifft, wenig einsichtig. Die Leute hier sind halt dran gewöhnt. Darwin fand ich richtig gut: Es wurde um 7 Uhr hell, und um halb 7 ging abends die Sonne unter. Hier bin ich allerdings auch wieder sehr viel weiter südlich und raus aus den Tropen.

Das merkte man auch gleich am Wetter. Sydney begrüßte mich mit dicken Wolken und Regen, Temperaturen aber noch milde 20°. Für mich der reinste Kälteschock! Darwin gestern Mittag: 33°, heute Morgen 23°! mmh, lecker warm... Auch sonst bin ich von der Großstadt Sydney erst einmal richtig geschockt gewesen, wie laut und dreckig es hier ist und hektisch! Die vielen Autos und Menschen! An die ruhige Leere im Westen und Norden kann man sich gut und schnell gewöhnen. Aber ich bin ja flexibel und stelle mich eben auch wieder um - anyway! Darling Harbour war sogar im Regen schön, die eine Hälfte ist Großbaustelle („Hälfte“ ist natürlich übertrieben), die andere gegenüber vor 5 Jahren erweitert, vergrößert, verschönert, einfach noch bunter und lebendiger, ein tolles Fleckchen Lebendigkeit, Betriebsamkeit und Genießen. Das habe ich dann auch getan, indem ich just in demselben Restaurant an der Cockle Bay (der innere Darling Harbour) diniert habe, in dem ich vor 5 Jahren meinen ersten Abend sowohl in Australien überhaupt als auch in Sydney im Besonderen verbracht habe. Ich war damals maßlos beeindruckt und weiß auch noch genau, was ich damals, ahnungslos, aber treffsicher, wie ich war, gegessen habe: ein gutes Steak mit dem mir damals unbekannten Rotwein Shiraz. Nun, das hat sich geändert, ich kenne die Steaks und die Shiraz-Sorten inzwischen nicht nur 'auswendig' recht gut und schätze sie sehr. Heute kam mir dieses alles wieder in den Sinn, und die junge freundliche Bedienung, die damals noch fast ein Kind war, freute sich und lachte köstlich, als ich ihr diese kleine Story erzählte: Was es doch für komische Touristen gibt, mag sie gedacht haben, aber amüsiert hat es sie. Und ich habe es genossen, nun wieder hier zu sein, an eben derselben Stelle. Was für ein Wunder nach so langer Zeit und bei der Entfernung!

Vorher habe ich natürlich noch einiges für die Tage in Sydney geplant, ehe es dann am Sonntag weitergeht. Klar, morgen kommt die Stadt dran, ein Wiedersehen und Gucken, was sich alles noch verändert hat. Freitag hole ich dann etwas nach, was ich bisher in Australien versäumt habe: nämlich die Blue Mountains. Ich habe dorthin eine ganztägige Bustour gebucht. Ganz ohne Natur geht es eben doch noch nicht. Obwohl, so nahe an Sydney hat der Blue Mountains NP wohl mehr den Charakter eines Freizeitparks, ich lasse mich überraschen. Sehenswert ist er auf jeden Fall. - Ja und dann, dann steht noch etwas auf meinem Programm, was vom Wetter abhängt; dreimal dürft ihr raten, was es ist. Die Auflösung kommt allerdings erst am Sonntag... :-)

Ach so, die Überschrift: Sydney wird tatsächlich "sidni" ausgesprochen.

Montag, 25. Mai 2009

Darwins Schätze


Dienstag, 26.05.
Darwin war noch mal etwas zum Genießen: die Sonne, die Wärme, das Grün der Palmen und Banyans und das Blau des Wassers in der Timor Sea. Darwin ist sehr tropisch – locker, eine Stadt, die sich gewaltig herausgeputzt hat (neue Waterfront!) und viele neue Appartmenthäuser aufweist. Man bummelt gemütlich durch die Stadt, besucht die Strände (zum Baden noch zu früh, erst ab Mitte Juni wird es sicher) und Parkanlagen, eine Stadt im satten Grün und hellen Licht der Tropen mit einer durchaus wechselvollen Geschichte: Luftangriff und Invasion (!) der Japaner im Frühjahr 1941 und dann 1974 der Zyklon Tracy, der Darwin fast völlig zerstörte. Heute ist die Stadt so friedlich wie nur möglich und sehr umweltbewusst, zugleich ein Zentrum der Aboriginal-Kultur. Besonders das Museum für Kunst und Geschichte ist sehenswert und zeigt wirkliche Meisterwerke des modernen Australien, speziell des Nordens und seiner Bewohner. Die aboriginal art ist wirklich ein eigener Faktor in der Bewertung der Ureinwohner, und ich muss da mein früheres Urteil etwas modifizieren bzw. ergänzen. Das hier ist absolut sehenswert und faszinierend. Insofern war auch diese Station in Darwin für mich von besonderer Bedeutung. Man lernt eben nie aus. In der dry season lässt es sich hier jedenfalls vorzüglich leben!

Crocs, crocs, crocs


Montag, 25.05.
Auf dem Weg nach Darwin bin ich nochmals abgezweigt in Richtung Kakadu Nationalpark, weil es halt so schön war in der wilden Natur und ich noch Zeit hatte, und habe den Aussichtspunkt „Window on the Wetlands“ besucht und ähnliche Fotos wie vor 5 Jahren gemacht – zum Vergleich: jetzt dry season. Dann gabs noch Krokodile satt, also die „bösen“, die Salzwasser- oder Leistenkrokodile, die halt alles fressen, was ihnen zwischen die Fressklappen kommt. Es war eine Bootsfahrt auf dem Adelaide River, und auf dem oberen Deck fühlte man sich doch sicherer als unten (was auch nicht erlaubt war). So nah und groß habe ich Salties in freier Natur noch nie gesehen, dazu die wunderschönen Adler, die natürlich nur wegen des Futters so nahe heran kamen. Schön war es aber wirklich, und sehr interessant, was über diese Tiere so erzählt wurde. Ich habe die Infos live gehört – ihr könnt ja Entsprechendes bei Wikipedia nachlesen, wen es denn interessiert. Es sollte eigentlich interessieren, denn die Salzwasserkrokodile Australiens leben hier seit 200 Millionen Jahren – solange haben wir Menschen noch nicht überlebt: ob wir es werden? Sie gehören hier her, wie betont wurde. Gut dass sie geschützt sind, gut auch, dass solche touristischen Unterhaltungsfahrten (klar, es war entertainment) dazu genutzt werden, für den Erhalt und Schutz dieser außergewöhnlichen Lebewesen zu werben. Ich fands gut. Das war der wirkliche Abschluss in und von der Wildnis.

Am "Top End"


Samstag, 23.05. - Eine Liebeserklärung -
Die Katherine Gorge war schon klasse, ein wirklich beeindruckendes Erlebnis, mit dem Boot da durch zu fahren, anders kann man sie auch gar nicht erreichen. Ich habe sie zum zweiten Mal gesehen, aber vor 5 Jahren war ich noch am Ende der „wet season“ dort, und damals war der Wasserstand ca. 10 m höher, da sieht natürlich alles ganz anders aus. Die gewaltigen Katarakte gab es jetzt nicht, dafür eine umso gewaltigere Gorge: 10 m tiefer gelegt. Zur höchsten Zeit der „wet season“ liegt der Wasserstand 12 – 15 m, manchmal auch mehr, darüber. Wo jetzt hohe Felsen aus dem Wasser ragen, waren damals wilde Stromschnellen, also eine völlig andere Gorge. Das ist aber typisch für das „top end“ Australiens (so wird die Gegend hier genannt), dass die Landschaft in der „dry“ oder der „wet season“ eben völlig anders aussieht. Das gilt ebenso für den Kakadu NP oder den Litchfield NP wie für das Land und die Nordküste insgesamt. Ein bisschen was davon habe ich ja damals im März gesehen und sehe es jetzt Ende Mai ganz anders wieder. Schon interessant! Die Bilder von der Katherine Gorge folgen gleich, es sind wieder sehr gute darunter.

Ja, die große Westaustralien - Fahrt neigt sich dem Ende zu; ich bin ja schon nicht mehr in WA, sondern im NT, dem Northern Territory. Dies ist kein eigener Staat wie alle anderen Länder Australiens, sondern direkt von Canberra verwaltet; immerhin haben die 200 000 Einwohner des NT aber ein eigenes Parlament und möchten ein Bundesstaat werden. Heute bei der Autofahrt von Katherine zum Lake Bennett wurde mir schon deutlich bewusst, dass dies die letzte 'längere' Strecke von 240 km war, die ich selber in Australien „going north“ fahren würde, denn am Montag sind es dann nur noch 120 km bis Darwin, eine gute Stunde. Der Kilometerzähler meines Holden Astra zeigt jetzt schon rund 6.500 km gefahrene Strecke seit Perth an; dazu kommen noch 650 km, die ich mit dem 4WD gefahren bin. Es werden also mehr als 7.000 km sein, die ich im westlichen Australien tatsächlich gefahren bin; mit vielleicht 5.000 km hatte ich gerechnet... die Kilometer bei den Touren in die NP's hinein, die ich nicht selbst gefahren bin, mal ganz beiseite gelassen (geschätzt und überschlagen auch noch einmal ca. 1.000 km). Daran erkennt man auch, wie groß und weit Australien ist; 100 km sind im Westen gar nichts, also etwas ganz Nahes, so wie bei uns 10 km. Ja, das passt als Vergleich recht gut. Noch liegt der schöne Litchfield Park vor mir („ein bisschen etwas von ganz Nord-Australien“, so die eigene Werbung), aber es ist ein Abschiednehmen von diesem bezaubernden Land. Ich freue mich darauf und werde ihn umso mehr genießen, ebenso wie dies wundervolle Resort hier am Lake Bennett, was mit „wilderness“ aber nur noch recht wenig zu tun hat, wenn ich es mit den Kimberley und El Questro vergleiche. Vor fünf Jahren kam mir Darwin und das südlich folgende Gebiet über Katherine bis Alice Springs als purer Outback vor; jetzt kann ich nur müde lächeln und mich über die intensive Zivilisation und die Menge der Touristen wundern, die hier mit ihren Trailern und Vans herum fahren. Echt Stress ist das...

Outback gibt es wirklich nur noch abseits der großen befestigten Straßen (z.B. die „Canning Stock“ Route) im westlichen Zentrum und eben in den Kimberley. Ein kleines bisschen davon habe ich noch erhascht, bevor auch dieses verschwinden wird. Mehr und mehr Straßen auf den großen Touristenrouten werden asphaltiert, weil der Tourismus es erfordert (und ich es ihm danke!) und weil die Unterhaltung asphaltierter Straßen bei höherem Verkehrsaufkommen einfach billiger ist als die „graveled roads“, die Naturstraßen, die natürlich auch gepflegt werden müssen. Immer mehr Gebiete werden für den Tourismus erschlossen, und es sind Traumregionen, die da auf Besucher warten. Nur „offroad“ wird immer noch ein Stück Wildnis bleiben, denke ich, zumindest noch für viele Jahrzehnte. Wieviel sich hier im wachsenden Australien in welch kurzer Zeit ändert, das habe ich allein im Vergleich zu meiner Reise vor 5 Jahren erleben können, da liegen bisweilen Welten zwischen. Das betrifft unter anderem auch Darwin, dessen „skyline“ jetzt schon von mir in Prospekten bewundert werden kann - ich werde sie ja bald selber sehen -, was ich noch als ziemlich flache Stadt kenne ohne Hochhäuser. Darwin ist eine der Boomregionen im NT, unglaublich.

So wie ich aber jetzt noch den Westen Australiens kennen gelernt habe, ist er wunderschön, bezaubernd, beeindruckend und einfach sehr liebenswert: die Menschen und die Landschaften. Wie unterschiedlich sind Coral Bay und El Questro, und doch teilen beide Orte den typisch westaustralischen Charme eines wohl auch gelegentlich noch wilden, aber meist einfach wunderschönen und einen selber mit Großartigkeit, Lockerheit und Freundlichkeit überwältigenden Landes. Das gilt auch für den kleinen Teil des Northern Territory, den ich nun am Ende bereise. Die Vielfalt der Eindrücke, die bei mir zurück und haften bleiben, ist schier unglaublich: Von den Blüten des Nambung über die Ehrfurcht gebietenden Whalesharks bis zu den geheimnisvollen Schluchten des Karijini und der Kimberley – es ist ein kaum zu fassendes Panorama einzigartiger Welten und ihrer Menschen, die sich ebenfalls ändern, die ich aber eben „heute“ gesehen und deren Gemeinschaft ich geteilt habe, - dass ich erleben durfte, wie diese Welt jetzt noch ist. Ich bin deswegen überglücklich.

Gut, dass ich noch ein bisschen was vor mir habe auf dieser großen Reise: Zuerst noch hier in Australien, dann auf Hawaii zum Ausklang. Die Rückkehr nach Deutschland jetzt sofort wäre schon recht heftig. Ich glaube, ich habe das bei der Planung ganz gut hin gekriegt.



Sonntag, 24.05.
Im Litchfield NP war es wirklich klasse: ein bisschen was von allem im Aussie-Land: Flüsse, Gorges (kleine), viele Wasserfälle und Pools, Regenwald, Busch, Trockenwald, alles en miniature vertreten. Insofern war dieser kleine, aber feine und wirklich wunderschöne Nationalpark der ideale Abschluss meiner Reise durch so viele Naturschönheiten und -wunder. Ich habe es genossen, obwohl dort heute am Sonntag viel los war: Der Litchfield liegt ja nur eine gute Autostunde von Darwin entfernt. Besonders schön war das Baden in den Pools der kleinen Flüsse, die sich über viele kleine und große Wasserfälle ins weite Land ergießen. Im Florence Creek (River?) habe ich sogar eine Badestelle (= Stromschnellen und Pool, siehe Fotos) ganz für mich gehabt – nein, nicht wieder nackig, das machte schon das Pärchen eine Badestelle weiter unten. Ich bin viel gewandert und habe alle möglichen und erlaubten Tracks, insgesamt fast 10 km, meist felsig bergauf – bergab bewandert. Mittags waren es 34°, ich merkte das erst, als ich tatsächlich „flüssig“ schwitzte. Umso schöner war die Abkühlung im Fluss und dann wieder hier im Resort im Lake Bennett. Mich hat auch kein Süsswasser - Krokodil („freshy“) gebissen, obwohl es davon draußen im Nationalpark und hier im See eine ganze Reihe gibt; gesehen habe ich leider keines. Sie sind sehr scheu und und fliehen vor den Menschen; aggressiv werden sie nur, wenn man sie ärgert oder sie sich angegriffen fühlen. Ganz anders die viel größeren Salzwasser- Krokodile, die „alles fressen“, was fressbar scheint (Autoreifen, Angelruten, Menschen; man weiß das so genau, weil man es in ihren Mägen findet, wenn eines geschossen wurde) und ihr Revier sehr aggressiv verteidigen. Es wird hier sehr genau beobachtet, ob sich „Salties“ in der wet season vielleicht bis hierher hinauf vorarbeiten. Dafür gibt es extra Krokodilfallen und Köder, und in den NP's auch eine regelmäßige Beobachtung aus der Luft mit Helikoptern. Salties sind geschützt, was mittlerweile hier in Australien, speziell im NT, umstritten ist. Fakt bleibt, wie mir ein Ranger sagte, dass es weltweit nur 5000 – 6000 Salzwasserkrokodile gibt und darum eine Erhöhung der Zahl für ihren Bestand wichtig ist. Klar, das sehen hier im betroffenen Landesteil nicht alle so.

Ich kann auch nur sagen, dass ich mich im „wilden Westen“ Australiens mit den meisten giftigen Schlangen- und Spinnenarten weltweit ebenso sicher gefühlt habe wie meinetwegen im Sauerland. Spinnennetze sieht man, und Schlangen sind äußerst scheu; morgens kann man sie, weil es Wechselblütler sind, auf warmen exponierten Felsen und Steinen vermuten. In der Frühe gilt in der freien Natur also immer: „watch your step“. Nachdem mir heute Morgen auf einem der einsameren walking trails eine Horde von Jugendlichen samt Ranger begegnet ist, habe ich allerdings nicht weiter auf Schlangen geachtet. Vor deren Lärm und Trampelei nimmt jede Schlange reißaus... Also gilt hier wie überall: Interessantere Tiere muss man eher vorsichtig suchen als dass sie einen selber besuchen. Für „ants“ (Ameisen) gilt das nicht. Die kommen hier in den Tropen sofort, wenn sie auch nur einen Hauch von Lebensmitteln „riechen“. Die Regel ist also: Alles Essbare gut verschlossen und im Kühlschrank halten und keinesfalls im Zimmer verzehren, sondern nur draußen vor der Tür auf der üblichen Terrasse, und natürlich keine Abfälle im Zimmer lassen! Gestern habe ich den Fehler gemacht, mir vorsichtig ein altes Brötchen auf (!) dem Kühlschrank mit meiner restlichen Butter zu schmieren – keine 10 Minuten später war da eine Ameisenstraße. Habe alles mühsam sauber geputzt; danach war wieder Ruhe. So, never do like this.

Ach ja: Mein Reserve „Frühstücksbuffett“, die Tasche im Auto, habe ich hier nun auch wieder aufgelöst, sprich entsorgt. In Darwin gebe ich das Auto zurück. Dann gilt wieder: Nur mitnehmen, was man tragen kann. Der nächste Flieger wartet bald auf mich ...

Freitag, 22. Mai 2009

Was die Bilder nicht zeigen

Noch Freitag
Mir geht noch einiges durch den Sinn die letzten Tage und Fotos betreffend. Die Kimberley, El Questro und Kununurra waren wirklich eine sehr einzigartige und bezaubernde Landschaft. Ich schrieb schon: Die Fotos geben das kaum wieder. Das liegt auch einfach daran, dass der Fotograf, also ich, so überwältigt und hingerissen war, dass er zu fotografieren vergaß! Oftmals dachte ich beim Autofahren: Halt an, diesen Ausblick musst du schießen, dann jenen, dann jenen – und ich hielt NICHT an. Die Fotos hätten ohnehin kaum etwas von der faszinierenden Weite und Kargheit und zugleich Fülle (!) der Landschaft wiedergeben können. Ich hätte kaum gewusst, wohin die Kamera zuerst zu richten. Die Eindrücke fotografisch einigermaßen stimmig einzufangen ist mir hier vielleicht nicht immer überzeugend genug gelungen.

Natürlich KÖNNEN Fotos das auch, nur muss man dafür dann noch viel mehr Zeit und Überlegung und die genaue Auswahl des Standortes und der Perspektive und fototechnisches Knowhow (Pano; HRI) mitbringen, was ich jetzt in dieser Situation nicht hatte oder nicht aufbringen konnte. Zu beeindruckend waren zu allererst die inneren Bilder beim Schauen und Erleben in dieser wahnsinnig kurzen Zeit! Ich bin euch also durchaus fotografisch noch ein bisschen etwas schuldig geblieben, denn man kann gerade auch in den Kimberley großartige Fotos machen, einige sind mir auch recht gut gelungen. Es sollte also eine weitere Reise in die aufregenden Landschaft folgen...

Crocodiles Sunset


Als kleines Schmankerl reiche ich noch ein paar Fotos von der River Cruise auf dem Ord River in Kununurra gestern (Donnerstag) Abend nach  (von der Argyle Mine habe ich übrigens auch nocn Bilder, später). Es war sehr stimmungsvoll, dazu ein erstklassiges und überreichliches BBQ (Fleisch bis zum Abwinken), ein schöner Sonnenuntergang über dem Ord - und dann noch "Crocodile Catching" im Fluss, natürlich nur durch den Guide. Er wusste, wo er einen kleinen (ca. 3 Jahre alt) finden und kriegen würde. War sehr beeindruckend.



Inzwischen bin ich im Northern Territory angelangt (+ 7,5 Stdn.), in Katherine. Da gibt es eine tolle Gorge, die man sich nur vom Wasser aus ansehen kann, dort bin ich zwar schon vor 5 Jahren gewesen, die ist aber so schön, dass ich die Bootsfahrt wieder gebucht habe. Danach geht es weiter Richtung Darwin in den Litchfield NP, ein ganz besonderes Kleinod in der Nähe von Darwin. Viele, die ich getroffen habe, haben vom Litchfield geschwärmt. Wohnen werde ich wieder in einem Wilderness Park am Lake Bennett: no TV, no mobil, no web, nehme ich an. Dann erst online wieder in Darwin!

Donnerstag, 21. Mai 2009

Oasen der Frische


Donnerstag, 21.05.
Heute war mein letzter Tag in Westaustralien. Ich habe ihn ganz besonders genossen: Ganz früh morgens war ich noch bei den Zebedee Springs im El Questro Park, aber trotz der frühen Zeit (kurz nach 7 Uhr) waren die Quellbassins schon von ersten Badenden besetzt. Ich bin dann weitergefahren zur Emma Gorge und habe sie, nun richtig beschuht, bis zum Ende durchwandert, besser durchklettert, denn der Weg ist sehr steinig und felsig. Es war eine ganz andere Beleuchtung, und vieles erschien mir nun auf einmal neu und wunderschön. Eine kleine Dreiergruppe von Wanderern war mit mir zusammen aufgebrochen, aber viel langsamer unterwegs. So war ich nach gut einer Stunde Plackerei der erste am Pool am Ende der Gorge und konnte „einfach so“ (Badesachen hatte ich nämlich nicht mit) ins Wasser springen und mich vom Wasserfall berieseln lassen, herrlich. Man trocknet ja sehr schnell, so dass die anschließende Rast dort, bis die zweiten Menschen dann kamen, ein purer Genuss eigener Art waren.

In Kununrra habe ich wieder alles Gepäck in meinen roten Astra umgeladen, den Nissan Patrol zurückgegeben und eingekauft. Mein Weinvorrat ging zur Neige. Dann im Ivanhoe Caravan Park meine Cabin bezogen und ratzfatz ins Internet: erste Entzugserscheinungen machten sich da bei mir bemerkbar ;-) Darum habt ihr dann die Story samt Fotos aus El Questro auch lesen und sehen können. Schon früh um halb 4 nachmittags wurde ich dann abgeholt, um auf dem Ord River eine kleine Sunset Kreuzfahrt zu machen mit eingeschlossenem BBQ, Fotos kommen noch. Da wir wieder nur wenige waren, 12 Personen, war es eine sehr kommunikative, gemütliche und entspannte Sache – mit viel Fleisch und Salaten und sonstigen Schlemmereien. Der Abschluss in Kununurra war also absolut stilvoll, relaxed und dem Anlass angemessen!

Denn es stimmte mich schon etwas traurig, dass ich nun dieses schöne Land Westaustralien verlassen werde, das mich von Perth an mit so vielen Wundern und Erlebnissen beglückt hat. Es ist wirklich ein tolles Land und einer weiteren Reise unbedingt wert! Was habe ich alles gesehen, und was habe ich alles noch NICHT gesehen... :-) Morgen geht es dann nach Katherine am Stuart Hwy im Northern Territory. Da wird die Uhr 1,5 Stunden vorgestellt, also dann mit 7,5 Stunden Differenz zur MESZ. Das bringt dann auch den gesehenen und gefühlten Tageszeiten – Rhythmus wieder besser ins Lot: Dort geht die Sonne dann morgens um 7 auf und um 6 abends unter. Hier war das zuletzt mit halb 6 SA und halb 5 SU etwas sehr verschoben. Ich steuere mit einer Zwischenstation in Katherine mein letztes NP – Ziel an, den Litchfield Nationalpark 150 km südlich von Darwin. Das Ziel der großen Australienreise kommt immer rascher in Sicht.

Mittwoch, 20. Mai 2009

El Questro & more


Mittwoch, 20. 05.
Da ist einiges passiert in der Zwischenzeit. In dem Wilderness Park El Questro gibt es weder Internet noch TV noch Mobiltelefon – sehr vernünftig. Es gibt auch nur eine einzige öffentliche Telefonzelle, die war aber immer frei, man wollte gar nicht telefonieren. Denn hier zu sein, abgeschieden von der übrigen Welt, und doch mit allem, was nötig ist, bestens versorgt, inmitten einer unglaublich lieblichen und schönen Landschaft (ja, lieblich, und das in den Kimberley!), das allein genügt. Es ist wie in einem Paradies, wirklich. Die Bilder können nur schwer wiedergeben, wie hier die Landschaft insgesamt wirkt, zumal dann auch die Lichtverhältnisse in den Gorges mit Sonne und Schatten zum Fotografieren recht kompliziert sind. Die Dimensionen sind es allemal, so dass der Eindruck der wenigen Fotos hier wirklich sehr unzureichend bleibt. Hinzu kommt, dass man die Geräusche und Gerüche unbedingt hinzu nehmen muss, um einen sinnlichen Eindruck zu bekommen. Also kurzum: Es gibt Landschaften wie die Bungles, da können Fotos schon eine Menge zeigen. Und es gibt sinnliche Erfahrungen wie die hier im Park El Questro, wo die Bilder ziemlich kläglich versagen. Hier zu sein gehört auf jeden Fall zu den größten Highlights in ganz Westaustralien. Besonders dann, wenn man wieder alle Zähne im Mund und Reifen auf dem Auto hat. Aber damit greife ich vor...

Gestern war eine halbe Stunde lang Pech angesagt. Irgendwann musste es ja kommen; dass es dann so abgelaufen ist, wie es war, gehört schon wieder zu den glücklichen Ereignissen meiner Reise. Ich habe also gestern meinen 4WD in Kununurra übernommen, sehr gespannt, was ich nun mit diesem Auto würde anstellen können. Ich habe mich schnell dran gewöhnt und bin nach Wyndham gefahren, die normale asphaltierte Route, eine andere gibt es auch gar nicht. Es ist ziemlich ödes Nest am Ende des Great Northern Highways an der Timor Sea gelegen wie Darwin. Nun gut, es gehörte sich einfach für mich so, dann auch konsequent bis ans Ende dieser großen Straße zu fahren, die ich von Perth an immer wieder verfolgt habe. Danach wollte ich die für mich neuen Möglichkeiten des 4WD Nissan Patrol nutzen und die King River Road fahren, und möglicherweise sogar den Pentecost Drive als Abkürzung zur östlichen Gibbs River Road nutzen. Das war eine landschaftlich tolle kleine Straße am Krokodil reichen King River entlang. Krokos habe ich zwar nicht gesehen, dafür aber viele Lizards (kleine Echsen ähnlich den Waranen) und jede Menge mir unbekannter großer Vögel, Reiher ähnlich, schwarze Störche, Trappen (danke, Dennis!) usw. Plötzlich hatte ich beim intensiven und freudevollen Schauen und Kauen leider einen halben Goldzahn locker im Mund, das war weniger schön. Ich konnte ihn retten, ehe ich ihn beinahe verschluckt hätte... Blöde Sache.

Die Abkürzung zur Gibb River Road und damit nach El Questro erwies sich als ein recht anspruchsvoller Track, den ich mir alleine und ohne 4WD - Erfahrung nicht zutraute, schon beim Ansehen nicht, und daher beschloss ich, denselben Weg 60 km wieder zurück auf den Hwy zu fahren und dann ganz normal die 80 km u. a. über die Gibbs River Road (die ist komplett nicht asphaltiert, wird aber auch von Road Trains (!) benutzt) nach El Questro zu fahren, alles ganz nah und easy. Gerade als ich recht stolz auf mich war, wie vernünftig oder (feige?) ich eben bei meiner Entscheidung zurück zu fahren gewesen war, ereilte mich das Missgeschick: Mitten im Nirgendwo auf einer kleinen Outback - Straße gab das Auto komische Geräusche von sich, stank dann fürchterlich nach Gummi und begann zu schlingern. Ich stoppte dann sofort und ahnte – und sah das Malheur: Der rechte hintere Reifen war total zerfetzt und stand nur noch auf der Felge. Eine Erfahrung der anderen Art: Neben mir nicht weit der Fluss mit den möglicherweise gefährlichen Krokodilen, vor mir und hinter mir nur Staubstraße, neben mir ein kaputtes Auto – wow! Zum Glück war die Straße an dieser Stelle eben und einigermaßen breit, so dass ich gefahrlos mit dem Reifenwechsel beginnen konnte. Oh boy, wann habe ich das zuletzt gemacht... Mir war als erstes klar: Bleib cool Junge, du hast genug Wasser dabei, und entferne dich keinesfalls vom Auto. Dann gings los mit der Suche nach den Werkzeugen, Wagenheber, Ansatzpunkt, na ja, ich sage euch, man sollte das öfter mal üben. Jedenfalls habe ich mich gar nicht so total dumm angestellt, denn eigentlich wäre ich fast zum Ziel gekommen, wenn da nicht diese eine doofe Schraube gewesen wäre, die ich partout nicht los kriegte! Ich habe mir dabei die Haut der rechten Hand zerfetzt. Nichts zu machen, sie lockerte sich nicht. Der Wagenheber schien immerhin zu funktionieren, aber ich kam halt dennoch nicht weiter. Also auf Hilfe warten – au Mann, wird einem da die Zeit lang, zumal in der frühen Nachmittagsglut mitten im Nirgendwo. Nach einer halben Stunde (kam mir vor wie eine kleine Ewigkeit), hörte ich Motorengeräusche, und ein Auto kam, damit nahte die Rettung. Der freundliche Australier war zum Angeln im Kings River unterwegs und hatte natürlich richtiges Werkzeuge dabei. Das Lösen der letzten Schraube und der Reifenwechsel gingen jetzt im Nu, obwohl wir noch die Hilfe seines zweiten Wagenhebers benötigten, um das Auto hoch genug zu kriegen. Der Reifen war dann schnell gewechselt – und ich total erleichtert. Wir haben uns dann noch ein Weilchen unterhalten, klar, jeder macht einmal solche Erfahrungen, und danach schafft man sich richtiges Werkzeug an und achtet ganz besonders auf den Reservereifen...

Ich bin dann auf dem normalen, weiteren Weg nach El Questro gefahren, mulmig wurde mir nur auf der Gibbs River Naturstraße, weil ich ja nun keinen Reservereifen mehr hatte, nur noch dieses zerfetzte Dingen, das da an meiner Hecktür hing. Aber was soll ich sagen: Dieser Nachmittag und Abend in El Questro gestaltete sich noch besonders nett und gemütlich, weil ich dort wieder die kleine Reisegruppe von „Peter“ traf, der mit seinen Wienern unterwegs war. Wir hatten natürlich viel zu erzählen und haben dann abends nett zusammen gesessen und gegessen – das Restaurant in El Questro Township ist super – und den einen oder anderen Wein miteinander getrunken. Es war der glorreiche Abend eines recht aufregenden Tages... Ich war übrigens im Resort recht schnell das Tagesgespräch: „der mit dem zerfetzten Reifen kam“ … Ich habe meine Geschichte gleich mehrfach erzählen müssen. Wisst ihr, es war bei den Fragern und Zuhörern der Effekt wie im Gruselkino: Es gruselt so schön, wenn und weil es MICH NICHT betrifft … :-) Sogar heute noch, eine Tag später, fragte mich die Oberin im Restaurant, ob denn nun mein heutiger Tag auch gut gewesen wäre; ja, sie habe von dem „tyre damage“ gehört, ob ich denn trotzdem den Aufenthalt hier genießen würde? Wow – so wird man zur Berühmtheit für einen Tag...

Ich bin heute Morgen nach Kununurra zurück gefahren, war schon um 8 Uhr bei dem Service von HERTZ, also bei Sandy. „Take it easy“, sagte sie, so etwas passiert halt. Ich sollte gleich einen neuen Reifen bekommen, und dann zeigte sie mir endlich auch, wo im Auto das „richtige“ Werkzeug versteckt war. Tausendmal „sorry“ natürlich. Zum Glück würde ich bloß ca. 20 % des neuen Reifens bezahlen müssen, da der kaputte ja schon alt gewesen wäre. Aber das gleich vorweg: Das hat mit dem Plattfuß nichts zu tun. Ich hatte am Abend vorher natürlich noch viel Fachsimpeleien und erfuhr, dass insbesondere die Hinterreifen auf Schotterstraßen durch den Steinschlag der Vorderreifen (!) bedroht sind: jeder Stein ein Geschoss sozusagen. Dann passiert das eben. Es kann einem dreimal in einem Monat passieren, auch bei ganz neuen Reifen, und es kann 5 Jahre gut gehen. Nur – irgendwann passiert es wieder. Shit happens. Darum ist zumindest gutes Werkzeug und am besten 2 Reservereifen angesagt.

Das habe ich mir von Sandy dann auch besorgt. Dann war ich, während der Reifen montiert wurde, noch bei der Dentistin und habe mir das Goldinlay wieder einsetzen lassen, habe getankt und eingekauft - und war nach zweieinhalb Stunden wieder auf dem Weg zurück von Kununurra nach El Questro mit neuem Reifen. Die Zahnbehandlung war übrigens prompt, gründlich und spitze, auch eine neue und gute Erfahrung. Nach knapp 20 Stunden war also wieder aller Schaden behoben! Uff, wie gut!

Es war mir schon klar: Irgendwann musste etwas passieren, irgend etwas, man kann nicht immer nur Glück haben. Letztlich aber habe ich in all dem Missgeschick, das mir passiert ist, doch wieder mehr Glück als Verstand gehabt. Jedenfalls bin ich heute sehr fröhlich die rauhen 4WD-Tracks zu den Gorges gefahren, die ich mich gestern noch nicht getraut hätte. Man lernt halt immer dazu. Eine tolle Gegend, wichtige Erfahrungen, die ja auch irgendwie zu diesem Land hier gehören, und bewältigte Schwierigkeiten, da bin ich doch am Ende sehr glücklich und zufrieden.

Schaut euch die Fotos an und freut euch daran. Denn ich habe heute die Wanderungen in den Gorges genossen; eine selten schöne tropische Landschaft der Kimberley voller Wasser mitten im Trockenland! Und nun geht’s dann wieder zurück nach Kununurra, tja, das kenne ich ja inzwischen recht gut; eine freundliche kleine Stadt, die sich mir von der besten Seite gezeigt hat! Donnerstag Abend ist BBQ Dinner auf dem Ord River angesagt.

Das war doch mal eine richtige story... no worry!

Montag, 18. Mai 2009

Bungle Bungle !


Montag, 18.05.
Die Bungles. Purnululu. Ich dachte, - ihr dachtet, es gäbe keine Steigerung mehr. Es gibt. Seht selbst. Und auch dieses Mal geben die Bilder nicht annähernd wider, was ich dort wirklich gesehen und erlebt habe.

Zu den nüchternen Fakten: Ich wurde morgens mit einer „flight only“ - Tour in die Bungles eingeflogen, stieg dann dort auf dem Bungles Airstrip als einziger aus und bekam einen Guide, eine taffe Frau. Ich blieb der einzige Teilnehmer auf der nun folgenden Tour „on the ground“ in den Bungles! Meist wird dort eine Übernachtung im Camp gebucht; diesmal war ich es alleine, der bloß eine day tour gebucht hatte – und hatte mit Karen riesiges Glück: ein toller Guide! Wir sind viel in den Gorges gewandert, sie hat sehr viel erklärt, gezeigt, erzählt, und das, was es zu sehen gab, war / ist wirklich einzigartig. Tatsächlich: Alleine die Bungles lohnen das Herkommen nach Kununurra. Was die geologischen Besonderheiten sind, könnt ihr selber bei Wikipedia nachlesen. Was man nicht lesen kann, ist das Gefühl der Erhabenheit und Ehrfurcht, dass einen bei diesen eigenartig geformten Felsen und Schluchten, bei all den Formen und Türmen überwältigt. In der riesigen Cathedral (hier versagen die Bilder völlig, die Spiegelungen sind allenfalls der Wirklichkeit entsprechend) beschleicht einen ein besonderes Gefühl; es war eine Gruppe dort, und dennoch war es mucksmäuschen still, was tour groups sonst nicht gerade auszeichnet: stille zu sein! Auch die Perspektive von oben aus dem Flugzeug war überwältigend, wenn auch nicht annähernd so, wie das Erleben dort unten zwischen den Felstürmen mit all den Gerüchen und Vogellauten in der sehr warmen Sonne. Die Billabongs (kleine Gewässerreste aus der „wet season“) schufen eine Atmosphäre der Kühle und Erfrischung, allein schon des leisen, kühlen Luftzuges wegen, der über das Wasser hauchte. Es lohnte sich sehr, hierher wieder zu kommen, so wie ein älterer australischer Wanderer es uns erzählte, der seit 27 Jahren immer wieder hierher in die Bungles kommen „muss“.

Es gibt von Natur aus ganz besondere Orte („heilig“); die Bungles gehören bestimmt dazu. Man spürt es. Die Natur kann wirklich überwältigend sein an Schönheit, Erhabenheit, Einfachheit. Mit und ohne uns ist das hier seit über 20 Millionen Jahren so. Bilden wir uns also bloß nicht zu viel ein. - Karen war eine einfühlsame Begleiterin. Der Sunset noch aus dem Flugzeug war das I-Tüpfelchen auf diesen einzigartigen Tag.

Sonntag, 17. Mai 2009

Weit bis Kununurra


Sonntag, 17.05.
Die Fahrt durch die Kimberley von Fitzroy Crossing nach Kununurra war großartig. Eigentlich gab es ja nichts Besonderes zu sehen, nur Landschaft. Aber die hatte es eben sich. Ich bin voller Staunen und Schauen und Genießen durch diese wunderbare ursprüngliche tropische Landschaft gefahren. Es wachsen hier etwas andere Eukalyptusarten, dann die verschiedenen Boab Trees, mal kahl, mal alt, mal frisch begrünt, und alle möglichen anderen Sträucher, deren Namen ich nicht kenne. Viele Raubvögel waren in der Luft, besonders am Vormittag. Dazwischen immer wieder weite Flächen mit hohem Gras und vielen dunkelbraunen Termitenhügeln, auch dicht neben der Straße, von denen sich dann einige plötzlich bewegten – o Schreck, auf die Fahrbahn zu, und das sind dann dunkelbraune Rinder... Viele viele weiden hier, ein fruchtbares Land mit viel Wasser, zu viel oft in der „wet season“ (=Sommer), so dass die Flüsse und Bäche gewaltig anschwellen und ganze Landstriche unter Wasser stehen. Dieses Stück des Great Northern Highways ist auch noch nicht durchgängig hochwasserfest, aber man baut gewaltig daran. Es müssen dafür gewiss sehr hohe Kosten aufgewendet werden, gilt es doch, zig kilometerlange Abschnitte auf Dämme höher zu legen, von den langen Brücken ganz zu schweigen. Dann folgen wieder recht gebirgige Strecken mit vielen Windungen und Steigungen der Straße. Mich wundert nicht, dass die gesamte Strecke Perth – Darwin noch gar nicht so lange erst durchweg asphaltiert ist: wegen dieses Abschnittes! Das weite Land und die sehr dünne Besiedlung in den Kimberley haben eben einen ganz besonderen Preis für Australien und seine Bundesregierung in Canberra.

Aber schön ist das Land! Ich habe diese lange Fahrt wirklich genossen, mit allen Zügen, die man so beim Durchfahren (und viel etwas anderes kann man hier auch gar nicht machen: es gibt einfach nichts außer ein paar aboriginal communties) machen kann. Ach ja, ihr werdet es kaum glauben: Hier, irgendwo mitten zwischen Nirgendwo und Nirgendwo gab es eine Polizeikontrolle: Geschwindigkeitsüberschreitung wurde geahndet und ins Röhrchen musste man pusten! Bei mir war alles ok, aber der vor mir musste zahlen, den hatte das Radar erfasst. Gut dass ich wegen des Fotografierens während des Fahrens oft sogar langsamer als möglich (max 110 km/h) fahre. Aber diese Kontrolle war wirklich völlig überraschend! Dafür ist die australische Polizei aber besonders auf den weiten Strecken berühmt, wie ich hörte...

Kununurra ist ein regionales Zentrum mit aller Art von Geschäften und öffentlichen Einrichtungen, Schulen, Kliniken etc. , sieht sehr ordentlich und modern aus. Erstaunlich, was hier so weit abseits alles geboten wird. Der Caravan Park ist spitze, der Pool prima, die Cabin bestens ausgestattet. Und zum Glück: Die Australier essen gerne und gut. Jedenfalls habe ich bisher fast in jedem Ort ein gutes bis sehr gutes Restaurant zum Dinner gefunden. Da fährt man nun hunderte, tausende Kilometer durch den wilden Busch – und findet dann in Kununurra im Country Club ein äußerst gepflegtes Restaurant mit sehr guter Küche und besten Manieren vor. Die freundliche Bedienung kam übrigens aus Belgien und hatte einen Australier geheiratet, dessen Wurzeln in Deutschland und Holland liegen. Eine typische Einwanderungslegende! Bester Service kam hinzu, denn ich wurde nach dem Dinner problemlos mit deren Minibus zurück in den am Ortsrand liegenden Ivanhoe Caravan Park gefahren. Diese „Inseln der Zivilisation“ sind für mich immer wieder erstaunlich, aber eben auch typisch austro-britisch, bis hin zum Radioempfang von ABC (dem australischen Gegenstück zur BBC), der nur im jeweiligen Ortsumkreis zu hören ist (steht extra mit Schild an der Straße), und zum alles gleichzeitig machenden Internet. - Eine völlig fremde Welt, nicht einmal, so scheint mir, eine parallele, ist die Welt der öffentlich sichtbaren Aboriginals, offenbar eine völlig verlorene Menschengruppe. Das ist eine der erschreckendsten Eindrücke dieser Fahrt durch die Kimberley. Ich könnte dazu noch eine Menge schildern und schreiben und erklären. Ich lasse es hier und heute – für ein andermal und an einem anderen Ort.

Morgen geht es per „air & ground“ in die berühmten Bungel Bungles, deretwegen manche Leute überhaupt hierher kommen. Ich bin sehr gespannt, und meine Erwartungen sind recht hoch nach allem, was ich bisher schon gesehen habe!

Samstag, 16. Mai 2009

Grüße aus dem Devon


Mitten im Outback (und Fitzroy Crossing ist outback, ziemlich tiefes sogar) und schnelles Internet – ich liebe Australien!! Es gab noch einiges zu sehen, nicht nur die vielen für die Kimberley typischen „Flaschenbäume“, besser Boab Trees, die es so ähnlich auch in Afrika gibt, und nicht nur eine lange, lange Straße durch eine wirklich der Savanne ähnelnde Landschaft („savannah way“ heißt darum die Route von Broome über Darwin bis nach Cairns), sondern auch die Riff-Felsen in der Geiki Gorge, einem zu Kalkstein (“limestone“) gewordenen alten Meeresriff aus dem Devon, also von vor 280 - 350 Millionen Jahren. Darum heißt der größere Nationalpark hier, dessen kleinere Teil ich gesehen habe, auch Devonian NP.

Outback heißt auch: Fitzroy Crossing ist offensichtlich schwarz. Aber die Ranger im nahen Nationalpark, in dem man mit dem Boot den Fitzroy River befahren konnte (siehe Fotos), das Personal hier in der Lodge, die Verkäufer im Tankstellen-Shop, im Visitor Centre, alle weiß. Die Zimmermädchen sind wie fast überall hier Chinesinnen. Reichlich viele Austro-Schwarze habe ich nur im Old Crossing Inn gesehen, einer „historical site“; aber da war ja auch eine „tavern“. Klar dass mir diese Wahrnehmung zu denken gibt.

Morgen geht es weiter nach Kununurra: 650 km Outback liegen platt und schnurgerade vor mir... :-)

Freitag, 15. Mai 2009

Kimberley hoch zwei

Das heute war ein Wahnsinns Erlebnis. Ich hatte einen Flug mit Bootsfahrt zu den „Horizontal Waterfalls“ in den Kimberley gebucht. Es ging früh um 6 mit Sonnenaufgang vom Airport Broome in die Luft (pick up im Resort um 5:30, Wecker um 4:45...) mit knapp 90 minütigem Flug in die Küstenregion nördlich des King Sound, zur Talbot Bay. Dort gibt es zwei Meeresarme / Fjorde, die nur durch schmale Felsengen mit der größeren Meeresbucht verbunden sind. Die eine Enge ist ca. 40 breit, die zweite, hintere bloß 15 m. Der Tidenhub beträgt normal zwischen 8 und 10 m; das viele Wasser strömt also viermal am Tag durch diese engen Felsenspalten hinein und heraus. Da das nicht so schnell geht, ergibt sich mit dem starken Sog des Hubs ein sog. horizontaler Wasserfall, „horizontal waterfall“, ein Naturschauspiel, dass es meines Wissens nur hier in Westaustralien zu erleben gibt, und das in der ohnehin schon einmaligen Wildnis der Kimberley.


Alles war perfekt organisiert. Das Flugboot landete in der äußeren Bay, wir stiegen ins Jetstream-Boot um, und dann ging die Post ab: auf die Felsspalten zu, und wasseraufwärts hindurch! Die zweite Spalte war so eng, dass die Durchfahrt erst etwas später bei nachlassendem Druck möglich war. Grandios! Dazwischen wurde auf einem weiteren Boot Frühstück serviert, während wir die inneren Buchten entlang fuhren und die einmalige Bergwelt dieser Küstenregion bestaunen konnten: Faltengebirge in Australien, das war für mich etwas ganz Neues; die Faltungen sind auch fast halb so alt wie die Erde insgesamt, nämlich ca. 2 Mrd. Jahre, als der australische Kontinent noch mit dem indischen Kontinent (damals noch nicht Subkontinent!) kollidierte. Außerdem gab es eine faszinierende Tierwelt gratis: Delfine, Haie, große Salzwasserkrokodile, alle in freier Wildbahn, die „stinger“ und „box jellies“ gar nicht mit gerechnet, also eine Meeresregion, wo man besser nicht baden sollte. Überhaupt sind die Kimberley zwar von einer atemberaubenden Schönheit, aber nicht ganz ungefährlich. Dass sie der Mensch (außer den Aboriginals) bisher gemieden hat, ist also nicht ganz zufällig. Unsere Tour wurde samt allem Support ausschließlich über Luft oder Wasser ohne jeden Landkontakt durchgeführt. Es gibt inzwischen recht exklusive kleine Kreuzfahrten über eine Woche in diese Region hinein. Auch dafür dienen die von uns besuchten Ponton - Stationen als Basis.

Danach flogen wir über das Buccaneer Archipel und dann immer der Kimberley - Küste entlang bis zum Cape Leveque, einem gerade noch mit dem Auto erreichbaren Ort (auch Wikipedia wird geradezu dürftig...). Der Rest ist Wildnis, eine der letzten „frontiers“, die es auf der Welt gibt. Außer mit Schiff oder Flugzeug kommt man dort in den hohen Kimberley nirgendwo hin. Weiter ging dann der Flug der Küste entlang wieder auf Broome zu, wo wir den Cable Beach nun einmal von oben zu sehen bekamen. Es war insgesamt alles ein unbeschreiblich schönes und einmaliges Erlebnis; die reichlichen Fotos (auf Vorschaubild klicken oder direkt in meinem Picasa Webalbum) geben davon einen Eindruck wieder. In all den Highlights noch ein weiteres absolutes Highlight. Ich bin sehr froh, diese nicht ganz billige Tour gemacht zu haben. Wie es mir dabei geht? Irgendwie sonderlich. Mir ist bewusst, dass ich etwas ganz Außerordentliches erlebe, und doch geht es vonstatten wie sonst etwas ganz Normales. So ist auch mein Gefühl dabei: Ganz cool und relaxed (Westaustralia like), und doch unglaublich erfüllt und angespannt angesichts all dieser ungeahnten neuen Erlebnisse und Erfahrungen. - Nach der Rückkehr mittags bin ich aufs Bett gefallen und habe eine Stunde geschlafen, vielleicht eine ganz natürliche Schutzreaktion für Körper und Seele.

Morgen geht es nun weiter Richtung Osten nach Fitzroy Crossing am Fluss selben Namens. Mal sehen, ob er nach dem Ende der “wet season“ noch Wasser führt. Sonntag fahre ich dann eine längere Strecke nordöstlich bis nach Kununurra. Dort gibt es dann mit den Bungle Bungles und dem 4WD-Ausflug zur El Questro Station wieder einiges Neue von den Kimberley zu sehen. Ob es dort allerdings brauchbares Internet gibt, wage ich zu bezweifeln; das wird wohl erst wieder in Darwin gut sein, also nicht wundern, wenn es in den nächsten Tagen im Blog und Webalbum etwas ruhiger wird. Schaut euch einfach die bisherigen Fotos noch einmal an! Ich selber kann die Fülle der Erlebnisse ja kaum begreifen... Heute Abend habe ich noch einmal ein ausgezeichnetes Dinner hier im Resort gehabt, mit allem Drum und Dran. Das Auto ist durchgecheckt und vollgetankt, morgen früh geht es dann auf den letzten Teil der langen Fahrt durch Australiens Westen.

Donnerstag, 14. Mai 2009

beaches - corcodiles - sunset


Eigentlich gibt es nicht viel zu erzählen; es war ein wunderschöner Pausentag, echt zum Entspannen, am Strand lang wandern, ein wenig shoppen gehen, Auszeit haben. Was ich dabei gesehen habe, zeigen die Webalben - einfach auf die Bilder hier klicken!

Sogar Kamele und Krokodile waren dabei, aber nur im Crocodile Park, ist mir auch lieber... Und dann am Cable Beach - allmählich sollte jeder durch Wikipedia wissen, warum der so heißt - noch ein wunderschöner Sonnenuntergang, seht selbst und freut euch mit an den Bildern.

Mittwoch, 13. Mai 2009

Broome und mehr



Broome ist ein nettes Städtchen, ein bisschen sehr weitläufig vielleicht; man braucht das Auto oder eben den Bus (verkehrt nur tagsüber). Noch ist es hier sehr ruhig, denn die Hochsaison (=Winter) beginnt erst richtig im Juni. Dann fallen die sonnen- und wärmehungrigen Melbourner und andere aus dem Südosten hier richtig ein: Südaustralier-Grill in Abwandlung des „Teutonengrills“ in Rimini. Besonders Senioren zieht es hierher, derzeit sind hier im Resort und im Straßenbild fast nur ältere Leute zu sehen. Das soll noch erheblich zunehmen, ähnlich wie auf Mallorca oder in Florida. Nur, hier ist alles eben viel, viel kleiner und kompakter. Broome hat man in einem Tag „durch“; an die unglaublichen Schönheiten der Küste gewöhnt man sich fast zu schnell, siehe Bilder. Der Rest ist Sonne, Sand und Strand satt. Noch haben nicht alle Restaurants auf, aber es gibt genug. Der Airport liegt mitten in der Stadt, da hört man dann die Sonnenanbeter-Jets landen; so viele sind es aber noch nicht. Es ist hier wie überall in Westaustralien, sehr relaxed („no worry“), vielleicht doch noch etwas mehr, tropisch halt. Also kein besonderer Ort zum Sightseeing (von den Perlengeschäften einmal abgesehen, was die zu bieten haben, ist schon kolossal), sondern zum – na klar – entspannt genießen: „sit down, lean back, relax“! - No worry!

Ein Thema möchte ich ansprechen, dass etwas heikel ist, weil öffentlich sehr stark von 'political correctness' geprägt. Ich schreibe darum nur das, was ich selber beobachtet habe, und zwar alles. Es geht um die aboriginal people. Normalerweise sieht man sie in der Nähe von Bottleshops herumlungern, abgerissene Gestalten, ziemlich unterste Etage. Wenn nicht dort, dann findet man Gruppen in den städtischen Parks unter Bäumen im Schatten, meist mehr als 10 Personen, um sich herum Plastiktüten, leere Bier- und Coladosen und Flaschen, in denen Alkohol war. Der Umkreis von 10 m sieht wie eine Müllwiese aus, sogar wie hier in Broome direkt neben dem Visitor Center. Man schaut offenbar offiziell drüber weg. Arbeitende Aboriginals habe ich bisher nur zweimal gesehen, und es waren auch genau 2 Personen: eine junge freundliche Beraterin im Visitor Center in Carnarvon und ebenso dort ein ordentlicher Mann, der für Woolworth im Firmendress die Einkaufswagen zusammen schob. Mehr arbeitende habe ich nicht gesehen, auf der ganzen Fahrt nicht. In Pt. Hedland sind mir in einem Schellimbiss zumindest recht ordentlich aussehende Aboriginals begegnet, sehr dick zwar, aber recht „normal“ aussehend. Der Rest, den man zu sehen bekommt, ist meist Abschaum. Ich verwende das Wort bewusst, denn es ist vom optischen Eindruck genau so. Das ist also die Wirklichkeit der „aboriginal culture“. Was immer gewesen ist – die Aboriginals haben ihre Zeit gehabt und leben jetzt in einer für sie verkehrten Welt. Au sorry, das war schon meine Interpretation. Anyway – die Realität der aboriginal people ist alles andere als auch nur im geringsten ansehnlich oder schön. Was der Tourist in „aboriginal shows“ zu sehen bekommt (auch die gibt es hier), sind wirklich einstudierte shows. Sie lassen sich gut verkaufen, haben aber mit der Lebenswirklichkeit der ehemaligen Urbevölkerung kaum etwas zu tun. Die Legende von der „träumenden Schlange“ gefällt eben den Weißen, und ich vermute mal: Weiße verdienen daran am besten. Die Wirklichkeit der Aboriginals, die man zu sehen kriegt, ist die eines verlorenen Restes. Nicht einmal der Vergleich mit den Afroamerikanern passt hier. Denn in Australien kommt in dieser Hinsicht alles zu spät. Es ist hart, aber wahr. Die Digeridoos stammen halt meist aus China. That's life. Das ist zumindest das, was ich gesehen und irgendwie eingeordnet habe. Zu irgendeiner Glorifizierung des „einfachen natürlichen Lebens“ der Aboriginals gibt es null Anlass.

Nicht korrekt, aber wahr.

Dienstag, 12. Mai 2009

Wahnsinns Weite


Montag, 11.05.
Ich bin in der Pilbara, im „Rio Tinto“ und „BhP Billiton“ - Land. Der nationale Great Northern Hwy zwischen Newman und Pt. Hedland scheint mehr eine Privatstraße dieser beiden großen Bergbau- und Mineralfirmen zu sein. Ich schätze, dass 80 – 90 % der Fahrzeuge, die ich heute sah, zu einer der beiden Firmen gehörte. In Pt. Hedland ist das eher noch stärker der Fall: Privatautos sieht man nur nach Feierabend. Die Firmenfahrzeuge (PKW; LKW sowieso) haben ihre eigenen großen Nummernschilder (Abkürzung der Mine und Ziffern) zusätzlich zu den kleinen staatlichen Plaketten, und eine eigene leuchtend gelbe Markierung. In Pt. Hedland scheint es fast nur Angestellte dieser riesigen Firmen zu geben. Sie tragen eine eigene Kleidung, besondere Shirts und Hosen: leuchtend gelb mit reflektierenden Streifen die Vorarbeiter und Ingenieure, denke ich (einige wenige tragen einen aufgedruckten Namen auf der linken Brust, wohl die mittleren „Bosse“), orange und entschieden dreckiger, aber auch mit reflektierenden Sicherheitsstreifen, die Handarbeiter. Hier im Hotel sind 80% Gäste von einer der beiden Firmen, wie ich an den Dienstfahrzeugen und an der Uniform erkenne, as meiste wohl Ingenieure. Abends zum Essen kommen sie aber leger in Zivil. Solch ein Mittelklasse-Motel wie dieses lebt von diesen Firmen und ihren Zulieferern, - ich denke, ganz Pt. Hedland und die Region Pilbara lebt mit dem Wohlergehen dieser Multis. Derzeit sind Rohstoffe und Erze ja sehr begehrt; China wollte Anfang des Jahres PHB Billiton aufkaufen = die Mehrheit der Aktien erwerben, was der australische Staat aber verhindert hat. Noch schlummern in den Bergen der Hamersley Range Millionen Tonnen des Erzes, das hier zu recht „rotes Gold“ genannt wird. In Pt. Hedland pulst das Hafenleben dieser Minen, und hier wird gutes Geld und schnelles Geld gemacht – und auch leicht wieder ausgegeben. Ich habe beobachtet, dass als Bier besonders das mexikanische „Corona“ beliebt ist – und teuer. Es wird hier 1/3 literweise aus Flaschen konsumiert, und zwar gerne. Ruhig wird es hier im „All Seasons“ dennoch bleiben, denn es wird zwar früh dunkel (Sonnenuntergang jetzt 5.40 pm, Aufgang 6.30 am), aber weil es früh hell wird, geht es auch früh wieder los: Hier im Motel ist Frühstück ab 6.30 am angesagt.

In Pt.Hedland ist es wieder richtig schön warm, 32° waren es heute Mittag. Jetzt abends sind es bestimmt noch gut 24°, also sehr angenehm, zumal beim Dinner draußen auf der Terrasse am Indischen Ozean. In Tom Price war es mir letzte Nacht einfach (ungeheizt) zu kalt: Bei 8° in der Nacht habe ich mir im Bett der leicht gebauten Cabin einen Pullover angezogen. Jetzt ist es also wieder „lecker warm“, und das soll auch künftig (Broome!) so bleiben. Ich sah heute übrigens mit Bewusstsein zum ersten Mal wieder ein hoch fliegendes Flugzeug mit Kondensstreifen; mir fiel auf, dass Westaustralien so abseits der Fluglinien (wörtlich!) liegt, dass man keine großen Flugzeuge sieht oder hört. Die Verbindungen laufen halt von Punkt zu Punkt, also zu den Großstädten im Osten; seit Perth sieht und hört man nichts – bis heute. Ich habe überlegt: Von der Richtung des Flugzeuges her könnte es die Linie von Dubai nach Sydney sein...

Noch eine kleine Beobachtung sprachlicher Art. Ich habe mir nun auch angewöhnt, korrekt und umfassend zu grüßen. Bei Jüngeren heißt es zwar häufig gegenseitig nur „Hi“, aber ebenso oft auch mit dem folgenden „how are you (going)“? Dies ist nicht, wie ich anfangs dachte, eine bloße Floskel, sondern eine Redensart, die höflicherweise beantwortet werden will: „How are you?“ - „Good.“ oder „Not too bad.“ oder „Very well.“ - Daraufhin hat die Gegenfrage zu erfolgen: „And how are YOU?“ Man bekommt garantiert eine vollständige Antwort, auch wenn man sich schon wieder 3 m entfernt hat! NICHT zu antworten gilt offenbar als sehr unhöflich. Wenn man irgendwo zusammen steht und nicht nur aneinander vorbei geht, zum Beispiel an einem Aussichtspunkt im Nationalpark, dann ergibt sich daraus sehr schnell ein weiteres Gespräch, „small talk“. Eine sehr nette und wohl noch recht britische Eigenheit. Es ist auch gegenüber Personal, das einen bedient, eben genau so üblich; man fragt zuerst, wie es einem geht, und dann erfolgt auch die Gegenfrage – und schon ist man im Gespräch. Nicht schlecht („not too bad“), diese Weise der gesellschaftlichen Kommunikation, die auch und sogar im Canyon eines NP's gilt...

Weitere Beobachtung: Bekannt war mir aus den USA die Redensart „you are welcome“, was nichts weiter als „gern geschehen“ bedeutet, also nichts mit „du bist willkommen“ oder so zu tun hat. Hier in Australien, vielleicht nur im Westen Australiens (ich werde mal in Sydney darauf achten), ist der beliebteste Ausdruck „no worry“, was meist auch nur „gern geschehen“ heißt, aber auch in vielen anderen Situationen anwendbar ist und dann so viel wie „kein Problem“, „klar doch“ (amerikanisch „sure“) bedeutet. „No worry, be happy“, das könnte das westaustralische Lebensgefühl durchaus abbilden. Jedenfalls ist „no worry“ die häufigste Antwort, die man hier in allen möglichen Situationen zu hören bekommt: zustimmend, beruhigend, bestätigend, klärend, indifferent, nett, - halt „no worry“! Ich frage mich manchmal, ob die ursprüngliche Bedeutung in der Redeweise 'to worry about sth.' hier überhaupt noch anwendbar ist... „O sorry!“ - „No worry!“

Übrigens: Auf meinem Nachttisch liegt die letzte Ausgabe der „Australia's Mining Monthly“ … :-)




Dienstag, 12.05.
Das Frühstück war früh: Der arbeitende Teil der Motelgäste (= die meisten) waren um 6.30 beim breakfast versammelt. Es sind ruhige und freundliche Typen, die bestimmt einen harten Job haben. Auch bei ihnen steht übrigens „Muesli“ hoch im Kurs... Die TV-Morgensendung lief, eine irgendwie nette Atmosphäre; jedenfalls habe ich mich in diesem Kreis wohl gefühlt und ein paar Worte gewechselt.

Dann gings auf die längere Strecke nach Broome, 620 km, also mit Pause 7 Stunden. Wer übrigens einen fable für „roadtrains“ hat, kommt bei Pt.Hedland morgens voll auf seine Kosten. Da starten dann diese Schwerlastzüge, meist mit Öl bzw. Benzin oder mit Erzen aus den Minen beladen, voll oder noch leer, das merkt man daran wie sie „beschleunigen“. Hier im Norden haben sie in der Regel drei lange Hänger hinter dem Zug-LKW, reizen also ihre erlaubten 35 m (!) Länge voll aus. Zum Überholen braucht man dafür schon etwas Anlauf und freie Strecke!

Aber die gibt es nach Broome hin ja genug. Die Minen hören auch nach ca. 80 km auf, danach ist Ruhe auf der Piste. Es wird etwas eintönig, wenn auch viel weniger langweilig, als ich dachte. Irgendetwas ändert sich eben doch immer – bis auf die letzten 300 km, da änderte sich eigentlich nichts: endloser Busch! Aber wenigstens grün war es, bis auf die Abschnitte, in denen gerade Buschfeuer (normale Sache) brannten oder gebrannt hatten. Immerhin gab es auf den 600 km keine weitere Ortschaft, nur noch 2 Roadhäuser, die sich aber auf die ersten 300 km verteilten, und sonst außer Kängurus nichts. Bei dem Durchfahren dieses weiten Kontinents fällt mir vor allem der weite Himmel auf. Es ist ähnlich wie auf dem Meer, oder manchmal beim Fliegen. Heute war der schier endlose Himmel (erst recht nachts!) etwas bewölkt, nur leichte hohe Bewölkung, aber immerhin Der Himmel hatte eine Struktur. Wahnsinn! Mir wurde ganz anders zu Mute, ehrfürchtig, demütig. Was sind wir Menschen bloß für ein Gewürm!

Immerhin schaffen „wir“ es, immer wieder Oasen zu bauen. Eine solche ist Broome. Wer wie üblich mit dem Flugzeug hier ankommt, merkt nicht einmal etwas von der schönen einsamen Weite, in der Broome gelegen ist. Hier tobt das Touristenleben, d.h. noch nicht so richtig, denn es ist Herbst, also hier Vorsaison. Lest bei Wikipedia über diesen Ort nach! Ich werde ihn entdecken, und die Kimberley dazu. Ich habe heute noch etwas ganz Spezielles gebucht...

Ach ja, dazwischen der 80 miles beach. Tolle Sache, aber nur zum Angeln, nicht zum Baden: Box-Jellies (= gefährliche Giftquallen)! Die verschwinden im Winter zum Glück von diesen Küsten. Noch einmal eine wunderschöne endlose Weite: Meer und Sand und Muscheln!

Heute ist für mich Halbzeit, kaum zu glauben. In vier Wochen soll ich um diese Zeit schon wieder in München gelandet sein. Ich habe mir einen Cognac genehmigt nach dem Dinner. Ich finde, der Anlass ist es wert. Immerhin habe ich schon fast 4000 km mit dem Auto zurückgelegt mit allen Zickzacks, und unglaublich viel gesehen. Die Zeit ist vergangen wie im Fluge. Ich empfinde das kaum, denn ich denke nur in „morgen“ und allenfalls „übermorgen“ und decke die Erfahrungen des vergangenen Tages mit neuen Erlebnissen zu. Dieses Blog und ihr, liebe Leser, helft mir dabei, nicht alles sofort zu vergessen, sondern im Nachdenken und Nachgehen ein Stückchen von dem festzuhalten, was wir „Erinnerung“ und „Erfahrung“ nennen. Eine solche Reise bringt einen wahrlich zu neuen, ganz anderen (Selbst-) Wahrnehmungen. Die Zeit vergeht, und ist man erst mal „über den Berg“, vergeht sie noch schneller. Ich werde mir darüber keinen Kopf zerbrechen, sondern weiterhin voller Neugier und positiver Stimmung und Erwartung den Dingen entgegensehen, die da noch auf mich zu kommen werden. - Ein paar Bilder „aside“.

Sonntag, 10. Mai 2009

Wunder der Pilbara

Samstag, 09.05.
Nicht dass ich keine Lust zum Schreiben oder Fotografieren mehr gehabt hätte – es stand einfach kein brauchbares Internet zur Verfungung – und auch kaum Zeit! Zuerst habe ich jetzt den doppelten Eintrag vorher korrigiert; gleich gibt es vielleicht auch noch Bilder (für die Diashow auf das kleine quadratische Bild klicken!).

Die lange Autofahrt am Samstag (knapp 7 Stunden mit Pause, 630 km) begann früh um 7 Uhr und brachte dann nach 3 Stunden einige Überraschungen. Sowie ich vom North West Coastal Hwy nach Osten abbog, ging es ins Gebirge! Also für Australien, zumal Westaustralien, ist die Hamersley Range der bestimmende Gebirgsstock der hiesigen Pilbara-Region. Er erstreckt sich über einige hundert Kilometer und gehört zu den ältesten Gebirgen Australiens und der Welt überhaupt, geschätzt 2 Milliarden Jahre mit Bergen über 1200 m. Hier liegt das Eisen noch massenhaft an der Erdoberfläche, ja ganze Berge sind aus reinem Eisenerz. Das macht den Reichtum der Region aus, denn dieses Erz wird in riesigem Tagebau in verschiedenen Minen abgebaut und mit der Bahn zu den Häfen (Karratha, Port Hedland) gebracht. Die gesamte Infrastruktur, Straßen, Energie- und Wasserversorgung, Bahnlinien, Siedlungsgebiete sind ursprünglich von den hiesigen Minengesellschaften (heute alles Rio Tinto) erstellt worden. Erst seit wenigen Jahren hat der Staat Westaustralien das meiste davon übernommen, und so wurde auch Tom Price von einer firmeneigenen Bergbausiedlung zu einer richtigen offenen Stadt. Noch immer aber gibt es Straßen, die nur der Minengesellschaft gehören; für die braucht man dann ein eigenes Permit. Tom Price ist gar nicht so öde wie vorhergesagt, sondern ist eine hoch gelegene Stadt (743 m) im Grünen; alles Notwendige ist vorhanden, einschl. Krankenhaus und Golfplatz. 50 km entfernt beginnt der Karijini NP; dessentwegen bin ich hier, und dorthin will ich dann morgen.




Meine Unterkunft in einer gut ausgestatteten Cabin auf dem Caravanplatz am Mt. Nameless hat einen eigenen Charme. Der Caravan Park liegt zwar ein paar Kilometer außerhalb, aber dafür mitten in der Natur mit schönem Ausblick und herrlicher Ruhe! Ich habe mich schnell daran gewöhnt und finde es eigentlich himmlisch hier, nicht nur wegen des lockenden Mt. Nameless (siehe Fotos)! Nur kühl ist es; am Tage waren es nur 25°, nachts habe ich seit langem zum ersten Mal gefröstelt (es waren 9° wie ich später erfuhr)! Dass ich in dem „Hitzeloch“ Tom Price einen Pullover brauchen würde, hätte ich nicht gedacht.

Sonntag, 10.05.
Karijini NP ist fantastisch! Ihr müsst die Bilder dazu sehen, damit ihr euch eine ungefähre Vorstellung von diesem zweitgrößten Nationalpark Westaustraliens – und WA hat viele große NP's – machen könnt. Das Prägende und Beeindruckende sind die „gorges“, die Schluchten mitten im Hochland der Hamersley Range. Es sind derer 6 – 8, je nach dem, ob man einzene Arme als selbständige Schluchten zählt. Ich habe zwei davon besucht, nicht nur vom „rim trail“ aus, also von oben, sondern ich bin in beide gorges hinunter gestiegen. Die Wege sind gesichert, aber durchaus anstrengend und anspruchsvoll.




Unten in der Gorge erschließt sich erst deren ganze Schönheit: das klare Wasser, ständig fließend (für die Aboriginals darum ein heiliger Ort), oft über einen Wasserfall sich in die tiefere Schlucht ergießend – besonders schön und oft fotografiert der Fortescue Fall, siehe Webalbum - , die Eukalyptushaine auf dem Boden der Schlucht, wo immer es möglich ist, und natürlich die unglaublich beeindruckenden roten Felsformationen, hunderte Millionen Jahre alt. Leider gibt es zu den Fotos keine Geräusche und keine Düfte, denn die gehören eigentlich dazu. Die Dales Gorge ist über asphaltierte Straßen erreichbar und darum viel besucht - und leider auch manchmal etwas laut, wenn tour groups sich da durch bewegen; es hallt ziemlich wider von den Felswänden. Ganz leise, was menschliche Laute angeht, war die kleinere, aber ganz anders ebenso beeindruckende Kalamina Gorge; sie ist nur über rote „graveled roads“, also Schotterstraßen erreichbar. Da es dorthin nicht allzu weit war (25 km), habe ich mich mit meinem kleinen Astra dorthin getraut und wurde überwältigt. Diese Ruhe dort, diese roten Felsen, in platten Schichten (manchmal blau gefärbt) auf dem Grund der Schlucht, über die das Wasser Stufe um Stufe fließt – einfach wunderschön. Man möchte stundenlang weiter wandern in diese Kilometer lange Schlucht hinein! War in der Dales Gorge der Pfad bestens markiert, geeignet für tour groups eben, so fehlte in der Kalamina Gorge jede Markierung; am Ausgangspunkt stand eine ausführliche Beschreibung der Wege, auf welcher Seite der Schlucht man am besten gehen könnte, wo die Seite wegen des Wasserlaufs zu wechseln wäre – und auf gings nach Pfadfinder Art. Das hat mir am meisten Spaß gemacht! Es waren auch kaum Leute dort, einfach wunderbare Natur pur. Durch die beginnenden Winterzeit (in Tom Price kann es sogar Nachtfrost geben) ist es auch mittags nicht besonders heiß, einfach sehr angenehm. Zum Baden luden ja den, der wollte, die verschiedenen natürlichen pools ein.

Für den Karijini Park brauchte man mehr als einen Tag; ich bedauere sehr, nicht wie ursprünglich gedacht 3 Nächte geblieben zu sein; Tom Price ist ein netter kleiner Ort, der Caravan Park idyllisch, und die Möglichkeiten des Karijini NP erfordern einfach mehr Zeit. Einen ersten Eindruck habe ich gewonnen. Und – ich habe den Mt. Bruce gesehen, den zweit höchsten Berg Westaustraliens. Die Bilderschau wird von ihm eingerahmt. Er lockt und ruft: Komm wieder! Besteige mich! (ja, es gibt natürlich einen 6 Stunden trail hinauf...)

Montag, 11.05.
Und heute in Port Hedland gibt es außer Hafen nicht viel zu sehen - aber es gibt wieder schnelles Internet!! - Auf der Herfahrt habe ich noch einiges von der wunderschönen Landschaft des Karijini gesehen; es ist ja ein riesiger Nationalpark. Pt. Hedland ist nur zum Übernachten, denn morgen kommt eine lange Fahrstrecke bis hinauf nach Broome!

Freitag, 8. Mai 2009

Whalesharks - wow!



Gestern gabe es einige Überraschungen. Ich traf morgens auf der Fahrt von Coral Bay her kurz vor Exmouth auf die Cape Range Tagestour, die ich eigentlich heute machen wollte, die aber verlegt wurde. Ich war in längere Nebenstraße abgebogen, um einen besonderen Lookout zu erreichen, der im Reiseführer erwähnt wurde. Dort traf ich eine Tour-Gesellschaft - „meine“, die ich eigentlich nicht erreichen konnte! Ich habe mich ihr spontan angeschlossen und das Auto später abgeholt. Von da an war der Tag ereignisreich; die Tour dauerte bis zum Sonnenuntergang gegen 6 Uhr am Leuchtturm – und dann noch die Heimfahrt nach Exmouth. Ich kam also erst ziemlich spät im Hotel hier an, ziemlich groggi, aber sehr glücklich, denn es war eine tolle Tagestour mit einem Tour Guide, der als westaustralischer Charakter fast fernsehreife Auftritte gab. Dazu die wild-romantischen Cape Ranges und die unglaublich schönen Strände – irgendwann werden die Bilder dazu im Netz zu sehen sein. Ein Höhepunkt war die Flussfahrt auf dem Yardie Creek in den Canyon hinein, mit Mangrovenbüschen und Fels-Wallabies. Dabei traf ich auf ein paar Deutsche, die extra wegen der Wahlhaie nach Exmouth gekommen waren. Da habe ich ich wiederum spontan entschieden, mich noch rasch bei einer Whaleshark Watching Tour heute anzumelden. Heute früh um halb 8 Uhr wurde ich am Hotel abgeholt.

Was soll ich sagen, es sprengte alles Vorstellbare. Es war großartig, wahnsinnig, einmalig! Da schwimmt man nur ganz wenige Meter neben diesen Riesenhaien her, schnorchelt durchs Wasser fast auf Hautkontakt-Nähe. Davor halten einen aber die tour guides ab, denn das Berühren der Fische ist wegen der Ansteckungsgefahr (dass Menschen die Haie infizieren!) für die Tiere zu gefährlich. Unglaubliche Erlebnisse! Nicht nur einen Wahlhai gab es dort fast an der Oberfläche zu sehen, es waren viele. Der größte, den wir ganz dicht sahen, war 10 – 12 m lang. WOW – welch wunderschöne Tiere. Der Bestand wird weltweit nur noch auf 600 Tiere geschätzt. Der Mensch: Das größte Raubtier und der schlimmste Feind der wunderschönen Wahlhaie. Es war wirklich ein unglaublich eindrucksvoller Tag. Wir gingen zum Schnorcheln bei den Haien so oft ins Wasser, bis wir kaum mehr schwimmen konnten vor Erschöpfung. Es war einfach „awesome“. Zum Glück bekam ich auch einen Wahlhai vom Boot aus prima vor die kleine Lumix-Kamera: Auch diese Fotos werden irgendwann im Picasa-Album und im Blog zu sehen sein!
Was diese zwei Tage in Exmouth gebracht haben, hätte ich mir vorher nicht träumen lassen!

Mittwoch, 6. Mai 2009

Ningaloo, Ningaloo


Die Ningaloo Reef Explorer Tour war klasse. Wasser traumhaft türkis und warm, die Korallenbänke ganz dicht an der Küste, toller Katamaran, der auch richtig segelte, sehr nette kleine Gruppe, viel Spaß und Ruhe und tolles Schnorcheln. Ich hab das zum ersten Mal gemacht (am Great Barrier Reef war ich scuba diving), und es war toll und hat mir sehr gut gefallen; sollte ich öfter machen. Die Korallen waren so ungeheuer nah, man musste um sie herum schwimmen, mitten zwischen all den bunten Fischen und Schwärmen. Auf einmal war da auch ein Riff-Hai, ca. 1,20 m lang, der versteckte sich im Schatten eines Riffs; als wir ihm zu dritt zu nahe kamen, haute er schnell ab. Auch eine neue Erfahrung: snorkeling zwischen Haien! Auf den Fotos, wenn sie denn im Web zu sehen sein werden, sind all die dunklen Schattierungen im türkisfarbenen Wasser hier Korallenbänke. Das “boomnet“ war ein reiner Spaß: Man legte sich in das große Netz hinter dem Boot, und dann ging der Katamaran mit hoher Geschwindigkeit ab: whirlpool hoch 10. Danach in der Sonne relaxen vor dem nächsten Schnorchelrevier. Ein wirklich fantastischer Tag, den ich nun erst mal im Schatten verbringen und bei einem guten Dinner mit einem feinen Wein (Shiraz, SA) ausklingen lassen will.

Dienstag, 5. Mai 2009

Blasende Löcher


Hu, mein gestrige Bericht war einigen doch ein bisschen zu heftig? Gehört dazu, obwohl ich ja sonst lieber Positives beschreibe, erstens weil das gelegentliche Negative nicht der Erwähnung wert ist, zweitens weil ich ein sonniges Gemüt habe und aus allen Gegebenheiten dieser Reise das Beste machen möchte. Es gab durchaus auch schon mal ein schlechteres Motel, aber das nächste war dann wieder spitze, so what?

Thema Essen und Trinken. Man kann in Australien sehr gut essen; die Küche ist meist vielseitig und am Meer natürlich dadurch geprägt. Was ich bisher an Seafood gegessen habe, war super. Bei Steaks war es unterschiedlich, wie Rindviecher halt sind... Erstaunlich finde ich, dass die Ozzis offenbar Müsli mögen, denn bei Woolworth (Lebensmittel) fand ich verschiedene Hersteller und sogar Großpackungen, teilweise mit deutschem Umlaut, meist aber „Muesli“ geschrieben. Gehört jetzt zu meiner Grundausstattung fürs Frühstück, sehr schmackhaft. Frisches Obst und Salate werden überall reichlich angeboten, man liebt Rohkost. Überhaupt scheinen die Westaustralier auch auf der Gesundheitswelle zu schwimmen, denn „eco“ und „organic“ ist überall in den Supermärkten breit vertreten. Das ist also dem Deutschen alles sehr vertraut.

Zum Trinken, speziell Alkohol: WA hat offenbar recht restriktive Gesetze, schrieb ich schon; Alkohol gibt es nur in „Bottleshops“. Die sind auch im kleinsten Ort vertreten, auch auf Caravan Parks, sind gut ausgeschildert (!) und haben die halbe Nacht auf. Neu für mich sind hier die „bottlemarts“ mit drive-through- Schalter, damit man für die Sixpacks Stubbies gar nicht erst auszusteigen braucht. Die „Stubbies“ sind auch eine australische Lieblingsflasche, eine gedrungene „Stubsflasche“ mit 375 cl. Dafür gibt es zum Kühlhalten aus Kunststoff die sog. „Stubby Holder“, siehe letztes Foto der heutigen Serie (wenn die denn irgendwann ganz hochgeladen ist). Die sind auch als Souvenirs sehr beliebt; ich habe mir einen solchen vom Old Pearler Restaurant gekauft, wie man sieht.

Coral Bay ist eine Badespaß- und Fun-Oase mit Resorts und Caravan Parks, mit der Hauptattraktion des nahen Ningaloo Riffs. Das werde ich also morgen auf einer 4-Stunden-Cruise erleben, bin gespannt.